Entscheidungssystem
Mit dem Moortypenbewertungssystem wird ein Verfahren zur Ausweisung typischer Moorlandschaften zur Verfügung gestellt, das auf deutschlandweit verfügbaren Geodaten basiert. Dabei bietet das im Projekt CARBSTOR entwickelte Entscheidungssystem die Möglichkeit, einer bisher nicht klassifizierten Moorfläche (= Moorpolygon) einen dominierenden hydrogenetischen Moortyp (HGMT) zuzuweisen. Durch die Verknüpfung typischer Leitprofile, die Angabe der Flächengröße und die Zuweisung verschiedener substratabhängiger C-Speicher- und C-Freisetzungsklassen sind Aussagen über die C-Speicherung und C-Freisetzung differenziert nach dem jeweiligen Standort möglich. Das CARBSTOR-Verfahren bietet somit eine bundesweit anwendbare Entscheidungshilfe.
Für den Aufbau des GIS-basierten Moortypenbewertungsverfahrens ist die Identifikation typischer und quantifizierbarer Parameter notwendig. Anhand intensiver Literaturrecherchen und mit Hilfe einer Vielzahl von Geodaten aus Niedersachsen und aus Mecklenburg-Vorpommern wurde ein Klassifikationsalgorithmus entwickelt und die Parameter selektiert. Diese wurden über explorative Datenanalysen (Häufigkeits- und Clusteranalyse) in Abhängigkeit der jeweiligen hydrogenetischen Moortypen hinsichtlich ihrer Aussageschärfe und Hierarchie geprüft und beurteilt. Die Validierung erfolgte anhand von Geodaten aus Brandenburg. Die Auswahl der Untersuchungsgebiete spiegelt ein breites Spektrum an verschiedenen hydrogenetischen Moortypen und Landschaftsräumen (Alt- und Jungmoränenlandschaft, Niedersächsisches Bergland, Küstenbereiche) wider und ist bundesweit nutzbar.
Im Ergebnis wurde ein dichotomer Entscheidungsalgorithmus ("Ja-Nein"-Entscheidungen) abgeleitet, mit dem anhand von geodatenbasierten Parametern eine Moortypenbewertung erfolgt. Um dem Problem der nicht immer flächendeckend vorhandenen Geodaten entgegen zu wirken, wurde ein sukzessiver Algorithmus entwickelt. Durch eine zunehmende Anzahl von Geodaten wird die Zuordnung zu einem bestimmten Moortyp schrittweise sicherer und nachvollziehbar. Die Beurteilung der Ergebnisse aus dem Moortypenbewertungsverfahren erfolgt anhand nachfolgender Nomenklatur:
HGMT Zuordnungswahrscheinlichkeit
- Zuordnungswahrscheinlichkeit:
- * aufgrund unzureichender Geodaten handelt es sich mit geringer Wahrscheinlichkeit um den ausgewiesenen hydrogenetischen Moortyp
- ** aufgrund der nur unvollständigen Geodaten handelt es sich wahrscheinlich um den ausgewiesenen hydrogenetischen Moortyp
- *** aufgrund vollständig vorliegender Geodaten handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den ausgewiesenen hydrogenetischen Moortyp
Das Klassifikationssystem basiert auf generalisierten Geodaten. Um einer Moorfläche den jeweiligen hydrogenetischen Moortyp sicher zuzuordnen, sind detaillierte Geländeaufnahmen notwendig.
Voraussetzung für die Anwendung des Entscheidungssystems sind Geodaten mit bereits identifizierten Moorflächen (Moorpolygone). Im Rahmen des Moortypenbewertungsverfahrens erfolgt die Zuordnung zum dominierenden hydrogenetischen Moortyp. Werden innerhalb eines Moorkomplexes mehrere Moortypen bestimmt, so wird der dominierende Moortyp anhand des größten Flächenanteils ermittelt (Beispiel).
Große Unsicherheiten bei der Ausweisung des hydrogenetischen Moortyps bestehen in Karstgebieten. Durch das Auftreten und Verschieben von Schlucklöchern und Stausenken sind Änderung des Wasserhaushaltes vergleichsweise häufig und können zu einer speziellen Moorgenese bzw. –hydrologie führen (Paulsson 1998).
Folgende Parameter spielen bei der Ausweisung des jeweiligen hydrogenetischen Moortyps eine Rolle (
):