Küstenüberflutungsmoor

Als Küstenüberflutungsmoore werden Niedermoore bezeichnet, die unter dem Einfluss der Küstengewässer stehen. Dieser Moortyp entsteht durch marine Überschwemmungen, aber auch Rückstauerscheinungen von Vorflutern bis weit ins Hinterland. Der Aufstau des Grundwassers sowie die Infiltration brackisch-marinen Wassers gehören zu den Bildungsbedingungen der Küstenüberflutungsmoore (Kirchner 1971). Die Abgrenzung des, nach diesen Kriterien beeinflussten, Küstensaumes anhand von Geodaten ist nicht möglich. Auch Untersuchungen zur Verbreitung von Halophyten (Heydemann 1967) liefern keine flächenhaften Informationen hinsichtlich einer exakten biologischen Grenze zwischen Land und Meer.

Typisches Kennzeichnen der Küstenüberflutungsmoore ist das Auftreten von Sand- und Schlickablagerungen (Schopp-Guth 1999). Phasenhafte Überflutungen von Salz- oder Brackwasser im Wechsel mit Stillstandsphasen führen zur Bildung mineralreicher, hochzersetzter Torfe (Jeschke 1988).

Bei der Ausweisung der Küstenüberflutungsmoore innerhalb Deutschlands sind die Küstengebiete der Nordsee von den Bereichen des südlichen Ostseeraumes zu unterscheiden. Während die Nordseeküste durch die Gezeiten geprägt ist, spielt diese globale Meeresspiegelschwankung in der Ostsee kaum eine Rolle. Der Ostseespiegel erreichte bereits gegen Ende der ersten litorinen Hauptphase (5700 BP) fast schon sein heutiges Niveau (Duphorn et al. 1995) und ist seither von einem generellen eustatischen Meeresspiegelanstieg aufgrund isostatischer Senkung und Klimaerwärmung gekennzeichnet (Harff 2003). In diesem Trend treten wiederholt Schwankungen auf. So werden stark zersetzte Torfhorizonte im Profil norddeutscher Küstenüberflutungsmoore nach Lampe (2003) als Hinweis auf eine kleine Regression innerhalb der letzten 2000 Jahre gedeutet. Nach Succow (1988) ist der vertikale Schwankungsbereich des Küsten- bzw. Boddeneinflusses mit 1 m definiert und bildet die Basis für das Moortypenbewertungsverfahren.

Folgende Merkmale führen zur Einstufung des hydrogenetischen Moortyps "Küstenüberflutungsmoor":

  • Nordseeraum
  • -   Lage der zu klassifizierenden Moorfläche im Marschgebiet (vor allem das Sietland ist durch eine hohe Verbreitung organischer Böden gekennzeichnet)
  • -   Angaben zu Schlick- oder Kleiablagerungen, brackische Sedimente, lagunäre Einflüsse, fluviatile Gezeitenablagerungen
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  • Ostseeraum
  • -   Lage der zu klassifizierenden Moorfläche im Schwankungsbereich der Ostseeküste (Bereich Meeresspiegel (NN) bis 1 m angrenzende Geländehöhe, siehe Klassifikationsmodell)

Im Bereich großer Flusssysteme erfolgt die Abgrenzung der Küstenüberflutungsmoore zu den Auenüberflutungsmooren mit Hilfe der Querschnittsverengung (Ästuar) der Fließgewässer auf Grundlage digitaler Gewässerdaten (z.B. Atkisdatensatz, Fließgewässershape).

Rezente Bildungen von Küstenüberflutungsmooren sind durch Eindeichung fast vollständig verschwunden (Schopp-Guth 1999).


Literatur

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