Einführung

Moor Diebelsee
Der Diebelsee in Brandenburg - ein naturnahes Kesselmoor mit Restsee

Moore sind aufgrund ihres hohen Anteils an organischer Bodensubstanz bedeutende Kohlenstoffspeicher. Durch ganzjährig hohe Wasserstände und einhergehender Sauerstoffarmut zersetzt sich die Vegetation in Moorgebieten nach dem Absterben nicht vollständig, sondern lagert sich in teilweise mehrere Meter mächtigen Schichten in Form von Torfen ab. Obwohl Moore weltweit nur 3% der Landoberfläche bedecken (Parish et al. 2008), ist in diesen organischen Böden etwa ein Drittel des gesamten terrestrischen Kohlenstoffs gespeichert (Post et al. 1982). In Deutschland beträgt der Flächenanteil der Moore ca. 4% (Grosse-Brauckmann 1997). Durch massive Entwässerung im Zuge landwirtschaftlicher Nutzung oder Torfabbau sind die natürlichen Bedingungen der Moore extrem gestört. Bundesweit existieren nur noch etwa 1 % der Moore als weitgehend ungestörte und naturnahe Ökosysteme (Couwenberg & Joosten 2001).

Die intensive Nutzung der Moorgebiete bewirkt eine verstärkte Durchlüftung der Torfkörper. Dadurch wird die in teilweise tausenden von Jahren fixierte organische Substanz durch aerobe Abbauprozesse und Mineralisierung, meist in Form von Treibhausgasen wie CO2, aber auch durch flüssige Austräge, erneut freigesetzt. Moore entwickeln sich zunehmend von C-Senken zu C-Quellen und stellen somit einen bedeutenden Faktor im Rahmen der Klimadebatte dar. Die geschätzten Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Mooren erreichen z.B. in Brandenburg höhere Werte als der gesamte Kfz-Verkehr des Landes (Landesumweltamt Brandenburg 2009). In Mecklenburg-Vorpommern sind die Emissionen aus entwässerten Moorflächen vermutlich sogar höher als die zusammen genommenen Emissionen aus Verkehr und Industrie (Moorschutzkonzept Mecklenburg Vorpommern 2009). Daraus ergeben sich Forderungen nach konkreten Klimaschutz- und Moornutzungsstrategien sowie die Ausweisung von Klimaentlastungspotentialen. Genauere Angaben zu Treibhausgas- und Klimabilanzen sind notwendig. Bisherige Angaben zur nationalen C-Speicherleistung organischer Böden differieren stark. So wird für Deutschland der Gesamt-Kohlenstoff in den Mooren auf ca. 1200 – 2400 Mio. t C geschätzt (Drösler et.al. 2009). Derzeitige Angaben zu Treibhausgasemissionen aus deutschen Mooren liegen bei ca. 2,8 % der Gesamtemissionen Deutschlands (Höper 2007). Dabei werden allerdings Kohlenstoffbilanzen der organischen Böden aufgestellt, ohne die Pedogenese und den Substrataufbau der Moorböden zu berücksichtigen. Je nach Lage der Moore in der Landschaft, den jeweiligen hydrologischen Bedingungen und dem Grad der anthropogenen Überprägung existieren bedeutende Unterschiede in der C-Speicherung und C-Freisetzung zwischen den flächenmäßig bedeutsamen Moortypen Deutschlands (Durchströmungsmoor, Versumpfungsmoor, Verlandungsmoor und Regenmoor). So verfügen stärker degradierte Torfe aufgrund ihrer höheren Trockenrohdichten (TRD) massebezogen über höhere Kohlenstoffgehalte als geringer zersetzte Torfe (Rosskopf & Zeitz 2009). Des Weiteren existieren große Unterschiede in den C-Speichermengen aufgrund unterschiedlicher Torfmächtigkeiten. Tiefgründige Durchströmungsmoore etwa, speichern im Vergleich zu flachgründigen Versumpfungsmooren bis zu 10-mal mehr Kohlenstoff (Zauft et al. 2010). Die Berücksichtigung der verschiedenen Moortypen fand bisher kaum Beachtung, spielt aber hinsichtlich der Kohlenstoffbilanzierung von organischen Böden eine entscheidende Rolle. Durch das DBU geförderte Projekt CARBSTOR wird ein Verfahren zur Verfügung gestellt, mit dem auf Basis vorhandener Geodaten die C-Speicherung und das C-Freisetzungspotential verschiedener Moorstandorte algorithmenbasiert ermittelt werden kann. Die exaktere Ausweisung verschiedener Risikogebiete ist damit möglich. Somit bietet das Verfahren CARBSTOR eine Entscheidungshilfe für die Vollzugspraxis in der Moornutzung.


Literatur