Durchströmungsmoor

Durchströmungsmoore entstehen in Landschaften mit hohem und gleichmäßigem Grundwasserangebot. Sie sind an Geländesituationen gebunden, die eine Durchströmung des Wassers durch den Moorkörper bewirkt (Jeschke 2000). Häufig treten sie in Tälern und dort vor allem an Talrändern mit starken Schichtquellsystemen auf. Durch den ständigen Grundwasserstrom vom Talrand zum Vorfluter (Fluss oder See) sind mehrere Meter mächtige, gering zersetzte und locker gelagerte Torflagen > 2 m (MLUV 2009) charakteristisch (Succow 1988).

Durchströmungsmoore sind der dominierende hydrogenetische Moortyp der Jungmoränenlandschaften. Sie treten häufig in Kombination mit Quellmooren am Talrand/Hangfuß- und Überflutungsmooren längs der Vorfluter auf. Nach Succow (1988) werden 3 Ausbildungsformen unterschieden:

  • •   Flusstalmoore, die flächenhaft die ganze Talniederung ausfüllen,
  • •   Randmoore, die einseitig an Niederungsrändern angelehnt sind und
  • •   Nischenmoore, die flächenhaft die Talnischen (schmale Schmelzwasserrinnen) ausfüllen (vgl. dazu auch Lehrkamp et al. 2000).

Durchströmungsmoore werden als sekundärer bzw. tertiärer Moortyp definiert, d.h. sie wachsen auf Versumpfungs-, Hang- und/oder Verlandungsmooren auf. Häufig werden sie in die Kategorie der geneigten Moore eingeordnet.

Im Bereich der mächtigen und flächenmäßig bedeutsamen Flusstalmoore in Mecklenburg-Vorpommern konnte mittels GIS-Analyse keine Neigung der Mooroberfläche festgestellt werden. Diese Talvermoorungen sind durch Entwässerungsmaßnahmen im Zuge intensiver Komplexmeliorationen im Zeitraum 1960 – 1990 (Drastig et al. 2010), die z.T. heute noch andauern, stark beeinflusst. Durch Moorschrumpfung und Sackung wurde die ursprünglich geneigte Mooroberfläche sekundär überprägt. Die Durchströmungsmoore werden zwar auch heute noch in tieferen Torfschichten von beträchtlichen Wassermengen durchströmt, an der Oberfläche ist eine Torfbildung nach dem Durchströmungsprinzip aber kaum mehr möglich (Schopp-Guth 1999). Folglich ist die Neigung ein unsicheres Merkmal für das Moortypenbewertungsverfahren. In der Jungmoränenlandschaft können allerdings innerhalb tief eingeschnittener Schmelzwasserrinnen charakteristisch geneigte Moorflächen auftreten.

In der Altmoränenlandschaft wurden in schmalen Flusstalungen Moorböden kartiert, die ebenfalls durch Dränge- bzw. Hangzulaufwasser gekennzeichnet sind (vgl. dazu Schneekloth et al. 1979-1983). Sie können nicht dem hydrogenetischen Moortyp Durchströmungsmoor zugeordnet werden, da sie eine geringere Mächtigkeit besitzen. Diese Moore entsprechen den von Michaelis (2002) und von Joosten & Clarke (2002) beschriebenen Überrieselungsmooren, die somit als weiterer hydrogenetischer Moortyp in das Klassifikationssystem integriert wurden.


Literatur

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