Neigung:

Die hydrogentischen "Niedermoortypen" werden häufig anhand der Oberflächenneigung unterschieden (Succow 1988, Landgraf 2009, DSS-WAMOS, Steckbriefe Moorsubstrate (siehe LINKS)).

Die Unterscheidung der Neigung erfolgt in "geneigt" und "nicht geneigt (horizontal)" (Tab. 1).

 

Tab. 1: Unterscheidung der hydrogenetischen Niedermoortypen anhand der Neigung (nach Literaturauswertungen)

geneigt

nicht geneigt

Quellmoore

Hangmoore

Durchströmungsmoore

Überrieselungsmoore

Versumpfungsmoore

Auen- und Küstenüberflutungsmoore

Verlandungsmoore

Kesselmoore

Erdfall- bzw. Salzauslaugungsmoore


Konkrete Angaben zur Differenzierung geneigter und nicht geneigter Moore fehlen. Lediglich Ringler & Dingler (2005) definieren einen Grenzwert für die Neigung von 0,5°.

Im Projekt CARBSTOR war es notwendig, einerseits eine Methode zur Abgrenzung des Parameters Neigung mittels Geoinformationssystem zu entwickeln und anderseits die Aussageschärfe für das Entscheidungssystem zu prüfen.

GIS-Methodik

Voraussetzung:   Geodatensatz Neigung
Definition und Berechnung nach Bauer et al. (1985) erfolgten auf Basis des jeweiligen Höhenwertes einer Rasterzelle und ihrer acht direkten Nachbarn im Rasterdatensatz
Info:
Liegt ein Neigungsdatensatz nicht vor, ist eine Ableitung aus dem DGM möglich (z.B. stellt SAGA-GIS (SAGA User Group Association) die Methodik nach Bauer et. al.(1985) zur Verfügung!)
Im Projekt waren Neigungsdatensätze mit einer Rasterweite von 25 m verfägbar.

Klassifikation: Klassifikation des Neigungsdatensatzes

Im Projekt wurden innerhalb der Moorpolygone Neigungsklassen mit <= 0,5° und > 0,5° unterschieden (z.B. mit Hilfe der Anwendung ArcGIS (Raster Calculator) der Fa. ESRI) (Abb. 1).


Abb. 1: Klassifikation der Raster eines Moorpolygons anhand der Neigungswerte ≤ 0,5° und > 0,5°

Ergebnis:   Anhand des Flächenanteils der jeweiligen Neigungsklassen wird die Einstufung der Neigung vorgenommen.


 

Prozentualer Flächenanteil

Geneigte Moore:

Anteil > 0,5° → ≥ 70%  bzw.

Anteil ≤ 0,5° → < 30%

Nicht geneigte Moore:

Anteil > 0,5° → ≤ 70%  bzw.

Anteil ≤ 0,5° → > 30%


Bewertung: Da die Neigung stark vom Entwässerungsgrad abhängig ist (Edom & Golubcov 1996, Michaelis 2002), erfolgte eine Überprüfung der Aussageschärfe des Parameters. Dazu wurden digitale Moordaten der Moorübersichtskartierung von 1995 aus Mecklenburg-Vorpommern (vgl. Berg et al. 2000), die Informationen zur Entwässerungsintensität besaßen, mit den klassifizierten Moorpolygonen verschnitten. Dabei konnte festgestellt werden, dass typisch als geneigt beschriebene Moore wie Durchströmungs- und Quellmoore bei starker Entwässerung keine Neigung mehr aufweisen. In den stark genutzten Mooren kann durch Moorsackung oder -schrumpfung das ursprüngliche Relief der Mooroberfläche stark verändert sein. Dabei sacken Bereiche höherer Torfmächtigkeiten stärker als die mit gering mächtigeren Torfen. Dies kann in einst geneigten Moorflächen zum Reliefausgleich, in ehemals nicht geneigten Mooren zu einem deutlichen Relief geführt haben. Daraus ableitend erfolgte eine Anpassung der Parameterhierachie innerhalb des Klassifikationssytems.


Anwendung: Die Neigung wird zur Unterscheidung von Hang- und Versumpfungsmooren verwendet. Zur Ausweisung der Überrieselungs-, Durchströmungs- und Quellmoore erfolgt im Gegensatz dazu keine Anwendung des Parameters.